Revision # 5 – Revision is a bitch

Im März beendete ich Stein und Stahl, macht eine Schreibdauer von 3 1/2 Jahren. Reine Schreibzeit war zum Glück weniger :-)
Begonnen wurde der Roman im NaNo 2011 als reines Funprojekt, das sich zu so viel mehr entwickelte. Jahrelang tat sich nichts, ich schrieb zwei andere Romane (gleiche Welt, gleiche Charaktere, 20 Jahre später), und 2014 klemmte ich mich wieder dahinter und trieb diese nette kleine Fantasy-Geschichte voran.
Mittlerweile sollten die geneigten Leser dieses Blogs wissen, dass ich mit „nett“ und „klein“ nicht kann. Also, ich vielleicht schon, aber meine Muse nicht. Alles muss ausufernd lang und ausführlich werden, und wenn ich einen schön komplexen Plot habe, ist er der Muse nicht kompliziert genug. Dabei ist logisch denken keine ihrer Stärken. Oder überhaupt Plotten.

Da hab es ich nun, Manuskript Nr. 3, und stellte mich dem Unvermeidlichen – der ersten Durchschau.
228.000 Wörter (entspricht in etwa 890 Normseiten) voller Abenteuer, Wendungen, intensiver Emotionen, gefinkelter Pläne und lebensechter Charaktere, die genau die richtige Balance zwischen Wagemut, Humor und philosophischen Betrachtungen finden.

Das ist für gewöhnlich die Stelle, wo ich aus meinen Tagträumen aufwache und mich dem absolut Unvermeidlichen stelle: der Wahrheit. Der in meinem Fall stets grausamen Wahrheit. Ich brachte noch keine Erstfassung eines Romans zustande, die kein Chaos wäre.
Nun würde ich ja gerne behaupten, dass Genies hervorragend im Chaos arbeiten, aber als hundsmiserable Lügnerin kann ich nicht mal meine Freunde davon überzeugen, dass ich Ansätze von überlegenem Intellekt besitze. Ich arbeite nicht gern im Chaos, aber irgendwie lande ich trotz bester Planung immer in selbigem. Warum das so ist, sollte ich mal an anderer Stelle ergründen.

Das Durchlesen des kompletten Manuskripts auf Papier kostete mich einen guten Monat. Jeden Tag 1-2 Kapitel, bewaffnet mit 4 verschiedenen Leuchtstiften, 2 Finelinern und einem Notizbuch. Bei 44 Kapiteln dauert das ein Weilchen.

Jetzt steht fest, was alles nicht stimmt:

  • Es ist zu lang. Viel, viel, viiieeel zu lang. Um so lang zu sein, müssten schon Ringe zu einem feuerspeienen Berg getragen oder das Schicksal ganzer Völker geklärt werden. Für ein kurzes Abenteuer im Leben der beiden Hauptcharakteren, das gerade mal ein paar Monate umfasst, ist es zu lang. Punkt.
  • Die Geschichte kann sich nicht entscheiden, was sie sein will – abenteuerlich, bewegend, lustig, nachdenklich… sie ist alles und gleichzeitig nichts.
  • HC 1 ist ein kuscheliger Teddybär. An und für sich kein Problem, wenn er nicht angelegt worden wäre, ein Killer zu sein.
  • HC 2 taucht erst irgendwann nach 20 % des Romans auf. Dass er ein HC ist, kriegt der Leser vermutlich erst bei 50 % mit, weil er einfach nicht verschwinden will.
  • NC 1 spielt eine wichtige Rolle im 1. Viertel, taucht dann aus plottechnischen Gründen etwas unter und… dann nie wieder auf. Ok, sie wird ein paar Mal erwähnt, aber dafür, dass die Geschichte mit ihr erst ihren Lauf nimmt, spielt sie erstaunlich wenig Rolle darin.
  • NC 2 macht keinerlei Entwicklung durch.
  • NC 3 dominiert den Mittelteil, um dann ebenso wie NC 1 aus der Story zu verschwinden. (Ich hab sie nicht vergessen, das hatte geografische Gründe, aber trotzdem ist es merkwürdig.)
  • Der Höhepunkt ist keiner, der plätschert so vor sich hin. Ich brachte nicht mal eine Endkonfrontation zwischen Protagonist und Antagonist zustande.
  • Der Epilog ist so sülzig, dass ich mir das Augenrollen des BEVA bereits jetzt gut vorstellen kann.
  • Ich hab 2 Plotkomplikationen drin, die so umfangreich sind, dass klügere Autoren einen ganzen Hauptplot für einen eigenständigen Roman daraus gemacht hätten.

Das Positive:
Ich hab alle Worte drin, die ich brauche. Ich muss nur mehr diejenigen loswerden, die überflüssig sind. Und 1, 2 neue dazu schreiben.

Mach ich doch mit links.
Muss ich auch. Bin Linkshänder.

Jery
KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERA

Über Jery Schober

author translator editor daydreamer Übersetzt Romane, schreibt Fantasy, liest querbeet und malt unerfolgreich.
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25 Antworten zu Revision # 5 – Revision is a bitch

  1. para68 schreibt:

    Oh, was für ein schönes Foto! Da hätte ich gern meinen Kurzurlaub verbracht.

    Nanu, wo ist hier die unerschütterliche Optimistin geblieben, die Du immer bist, wenn es um meine Romane geht? Sooo kritisch würde ich das an Deiner alles gar nicht sehen! :-)
    Zunächst einmal ist die Erstfassung fertig und längst nicht so lang wie Dein erstes Manuskript Echo. Dadurch bist Du auch viel schneller mit dem ersten Durchgang fertig und hast die Schwächen eigenständig ausgemacht. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt! :-)

    Ich finde schon, dass eine Geschichte gleichzeitig abenteuerlich, humorvoll und nachdenklich sein kann. Das macht oft sogar den Reiz aus, der mich dazu veranlasst, weiter zu lesen.

    Charaktere sollten nicht eindimensional, sondern gern mal ambivalent sein. Also warum sollte ein Killer „privat“ kein kuscheliger Teddybär sein? :-)

    Über die NC würde ich mir nicht so viele Sorgen machen. Im Gegensatz zu den HC müssen die nicht unbedingt eine Entwicklung durchmachen (was meistens auch den Rahmen sprengen würde) und ich finde es auch nicht schlimm, wenn ein NC in einem Teil des Romans eine große Rolle spielt und später nur noch erwähnt wird.

    Du musst immer bedenken, dass Du die Wende- und Höhepunkte Deiner Geschichte kennst. Es ist klar, dass Du sie daher inzwischen als „vor sich hinplätschernd“ empfindest. Leser, die keine Ahnung haben, was passieren wird, sehen das bestimmt ganz anders. Also – Kopf hoch!! :-)

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    • Jery Schober schreibt:

      Ich verbrachte etliche Sommer an diesem See :-)
      He, die Optimistin in mir sagt immerhin, dass nicht 100 % Schrott ist, sondern Teile verwendbar sind :-p
      Der Killer darf privat seiner Leidenschaft für Tee und Musik frönen, damit hab ich ja kein Problem, er sollte nur im Job nicht mit Wattebäuschchen um sich werfen.
      Gib’s zu, Du hast mit dem BEVA geredet. Der predigt mir seit 2 Monaten, dass nur ich das Ganze als „plätschernd“ empfinde, weil ich die Geschichte auswendig kenne. Und dass ich gefälligst aufhören soll, den Plot noch komplizierter zu machen. Dabei finde ich den zur Abwechslung sehr geradlinig und überraschungsarm… ok, ok, ich hör schon auf, nicht schlagen! ;-)

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      • para68 schreibt:

        Nein, ich schlage nicht, denn ich bin ein friedliebender Mensch. Aber kräftiges Durchschütteln wäre wahrscheinlich keine schlechte Idee, damit Dein innerer Kritiker wieder auf ein vernünftiges Maß zusammenschrumpft. :-)

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        • Jery Schober schreibt:

          Mein innerer Kritiker beschloss, dass er nach dem Durchlesen wieder ein sein Weinfass gesteckt werden möchte. Er hat sich an die Jungs im Keller gewöhnt und möchte dort lieber faul sein, als mit mir arbeiten zu müssen.

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  2. kataal schreibt:

    Hi Jery!

    I agree whole heartedly :) Am Ende der furchtbar komplizierten Gedankengänge ist immer noch so viel Blatt übrig.
    Das mit den NCs finde ich gar nicht sooooo schlimm. Immerhin sind sie nur Nebenfiguren. Das mit dem Chaos… das ist schlimm! Da musst Du unbedingt in die Tiefe gehen!

    228.000 Wörter – Hut ab. So viel hab‘ ich noch nie geschafft. Bin aber auch kein Linkshänder lol.

    Zu Plot/plotten: Das ist essentiell wenn nicht sogar existenziell. Ohne Plot = Chaos. Was etwas schwierig ist, wenn man im NaNo anfängt, weil man von den 30 Tagen ja nicht 10 Tage oder so für Plotausbau verschwenden will. Aber besser so und dann 30 Tage dran hängen, den NaNo NaNo sein lassen und das tun, was man sowieso schon immer tun wollte for a living: Schreiben!

    In diesem Sinne! Selber schreiben hält den Arm schlank!

    Grüße

    E

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    • Jery Schober schreibt:

      Ich will mich nicht auf mein Linkshändersein rausreden – ich bin mir sicher, auch als Rechtshänder hätte ich so viel geschrieben :-)
      Wenn ich nicht plotte, lande ich im Chaos. Wenn ich plotte, allerdings auch. Irgendwas mache ich falsch…
      Anscheinend bin ich in der Minderheit, wenn ich es schlimm finde, dass meine NCs unterentwickelt sind und einfach aus der Story verschwinden. Ich weiß nicht, ob ich erleichtert sein sollte, dass NCs für den Leser nicht so wesentlich sind, oder doch verstimmt, weil mir meine abhanden gekommen sind.

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  3. Evanesca Feuerblut schreibt:

    Ein herrlich sarkastischer Blick auf die eigene Arbeit ist der erste Schritt zu einer guten Überarbeitung.
    Ich wünsche dir auf alle Fälle viel Erfolg und bin mir sicher, dass du das schaffst. Ein erster Weg kann es sein (das habe ich jedenfalls getan), dir den Epilog vorzunehmen und zu schauen, was davon eigentlich in der Handlung besser aufgehoben wäre und was davon irrelevant ist.

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    • Jery Schober schreibt:

      Sarkastisch? Ich? Niemals *g*
      Der Epilog ist so ziemlich das einzige, wo ich nur das Kitschlevel auf ein erträgliches Maß schrumpfen muss, alles andere daran finde ich ok. Da er zeitlich eine ganze Weile nach der Haupthandlung spielt und mit ihr nichts mehr zu tun hat, hab ich ihn nicht „Kapitel 45“ genannt, sondern Epilog. Nichts davon ist in der Handlung besser aufgehoben, und irrelevant ist darin vermutlich so ziemlich alles :-) Ich hab den nur für mich geschrieben, weil ich am Ende einer Geschichte gern „a warm and fuzzy feeling“ hab, und das war mein Weg dorthin.
      So, jetzt hab ich’s zugegeben – ich bin harmoniesüchtige Romantikerin und will, dass sich am Ende alle lieb haben und glücklich in den Sonnenuntergang reiten. Oder zumindest gemeinsam was trinken gehen. Kommt davon, wenn man als Kind zu viel Lucky Luke-Comics liest.

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      • Evanesca Feuerblut schreibt:

        Ah, okay. Dann ist es was anderes :D.
        Mein Epilog war mehr ein gesellschaftskritisches Seitenhieblein plus Schicksal aller Leute im Roman, auf deren Schicksale ich keine Lust mehr hatte beim Schreiben.
        Beim Überarbeiten fand ich es aber schlauer, die Schicksale zu erzählen und den Epilog mehr zum Gesellschaftskritischen zu verschieben.

        Awwww… Ganz ehrlich? Wieso auch nicht? Es können ja nicht alle Leute nur traurige, brutale „alle sind tot und die Welt geht trotzdem unter“-Enden liefern.
        Jedem Leser sein Ende :)

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        • Jery Schober schreibt:

          Gesellschaftskritische Seitenhiebe? Wenn, dann passiert mir so was unabsichtlich. Find ich gut, wenn du das einfließen lässt.
          Ich bin noch immer vom Studium traumatisiert (Romeo & Juliet, Clarissa, Tess of the D’Urbervilles, The London Merchant – Happy Ends waren wohl damals nicht so in?) und brauche in großzügigen Dosen gute Enden. Es müssen nicht alle überleben, aber zumindest die Welt sollte gerettet sein und nicht untergehen. Ich brauch ein bisschen Hoffnung. Und Sonnenuntergänge, in die man reiten kann :-)

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          • Evanesca Feuerblut schreibt:

            Clarissa ist toll *es freiwillig gelesen hat*
            Okay, dann verstehe ich, dass du quasi das Gegengewicht stellen willst :)

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          • Jery Schober schreibt:

            Clarissa mochte ich – trotz der Tragik – sehr. War mein erster Briefroman überhaupt, wenn ich mich richtig erinnere, und ich war fasziniert, wie viel Spannung bei so einer Form aufkommen kann.
            Pamela hingegen war nicht so meins. War mir zu viel Geheule und Manipulation.

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          • Evanesca Feuerblut schreibt:

            Pamela war vor Clarissa, oder? Also entstand vorher.
            Clarissa fand ich komplexer und ja, es ist wirklich erstaunlich, wie man in einem der längsten Romane die ich kenne über 1500 Seiten hinweg nur mit Briefen Spannung aufbauen kann…

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      • wiesenirja schreibt:

        Wenn das so aussieht: Epilog unbedingt behalten! Hört sich gut an! – Und alles andere … eigentlich gar nicht so schlimm. Ein bisschen straffen, jaaa… ;-)
        Viel Erfolg!

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        • Jery Schober schreibt:

          Genau, ein wenig straffen, das eine oder andere Füllwort eliminieren, ein bisschen Charakterfeinschliff, dann wird das schon :-D

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          • wiesenirja schreibt:

            Ich drücke Dir die Daumen!
            Und: Diese Welt braucht (auch) „Happy“ Ends (sofern nicht bloß dumm-kitschig). Jedenfalls die (gar nicht wenigen) Menschen, denen es keineswegs mehr „Gold“ geht. Wer unbedingt den Kick des Betroffenseins und Bad Ends braucht, kann ja Nachrichten sehen oder Berichte von Ärzte ohne Grenzen oder …
            (Sarkasmus? – Durchaus.)
            Irja.

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          • Jery Schober schreibt:

            Ich mag Happy Endings. Und traurige. Und wehmütige. Gerne auch offene (Die Brautprinzessin? Genial.) Nur keine bösen Enden. Das gibt’s im echten Leben zu oft.

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          • wiesenirja schreibt:

            Offene Enden liebe ich. Oder verhalten halb-gute. Solche mit Ausblick jedenfalls. Wehmütige oder traurige dann, wenn es nur in dieser Form zur Geschichte passt.
            Die Brautprinzessin war mir zu sehr Persiflage, ohne wirklich Persiflage zu sein. Eigentlich gut, aber ich hatte dauernd den Eindruck, der Autor rümpft selber die Nase über das Genre, das er da aufs Korn nimmt.

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          • Jery Schober schreibt:

            Ich hab Die Brautprinzessin mit 17 zum ersten Mal gelesen, und es hat meine (Schreib-)Welt verändert. Ist bis heute mein Lieblingsbuch und das einzige, das ich in 2 Sprachen und 3 Formaten besitze. Ich liebe die Mischung aus Ironie und Pathos. Für mich war’s genau richtig.

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  4. chickinwhite schreibt:

    Jery!! Hey,hey!
    Au weia, da hat aber jemand große Ansprüche an sich selbst…;)
    Ich meine, klar, das „Monster“ jetzt erst mal kritisch zu betrachten ist richtig und wichtig. Immerhin willst du ja so oder so eine gut lesbare Endfassung hinzaubern – und wenn sie dann auch noch die Leser finden darf (*räusper,räusper…* *und ganz lieb guck*) ist die Reise endlich am Ziel….
    ABER! –
    1. – für eine Story ist es WUNDERBAR, wenn sie ALLES ist: nachdenklich, humorvoll, abenteuerlich… YEP! Wenn sie nichts ist, oder, was du vielleicht meinst, sich in allem soweit verliert dass sie nichts eindeutig ist, nun, dann arbeite den Schwerpunkt der dir wichtig ist deutlicher heraus, ohne dabei auf die angenehmen und unterhaltenden Nebenaspekte zu verzichten… Versuchs, es lohnt sich…
    2. – Ich für meinen Teil LIEBE!!!! kuschelige Teddybären, ganz besonders, wenn sie eigentlich… ähm, ja, einen Hang zur Gewalt haben, mürrisch, ein bisschen böse und furchtbar stur sind… (Und schon seh ich meine Lieblings Mord Sith… Und wenn Cara kuschelig wird schmilzt die Leserschaft dahin…*grins* Sie muss halt nur auch wieder richtig bös sein dürfen…)
    3. – HC2 geht unter? Nun, dann bring ihm doch das Schwimmen bei! Hinweise im ersten Viertel, ein bisschen mehr Prominenz sobald er auftaucht…Gedankenspielereien, wenn er gerade eigentlich nicht in der Scene ist… Hach, wem erzähl ich da was? Das kannst du! Ich weiß das, weil ich das selbst schon probiert habe. Den Leser ein bisschen schubsen, dass er kapiert WER! HC2 wirklich ist.
    4. – NC1 – NC3? – Okaaayyy, ich seh da kein größeres Problem… NC heißen NC weil sie eben N, also Nebensache sind… Schmückendes Beiwerk, hilfreiche Dienstboten, wenn man sie braucht. Wenn deine Story sie dann nicht mehr braucht? Würden sie in ihrer zwanghaften Anwesenheit doch wohl eher im Weg rumstehen… Oder? :)
    5. – Ohja!! DA haben wir nun wirklich ein Problem!
    „Der Höhepunkt ist keiner, der plätschert so vor sich hin. Ich brachte nicht mal eine Endkonfrontation zwischen Protagonist und Antagonist zustande.“
    Hmm, ich nehme zwar an, dass du zur Zeit den Wald vor lauter Bäumen nicht siehst, aber -… tritt mal ein paar Schritte zurück. Guck noch mal hin und denk daran, was mal ursprünglich dein Ziel war. Du sagst ja, du kommst gerne ins Schwafeln – hey, guck nicht so bös! Ich zitiere nur deine eigenen Worte! ;) – Und jetzt zieh mal die Quintessenz aus deinem Höhepunkt…
    Ich bin mir fast sicher, da liegt ein echter Knaller drunter verborgen. Vielleicht muss es ein bisschen umgeschrieben werden, vielleicht musst du sogar den ganzen Höhepunkt noch mal neu aufzäumen… Aber die Idee, die drin liegt, genau die ist es…
    Und 6.- Epilog? Hmm, oh mann, ich bin da kein guter Ratgeber… Epilog ist für mich immer ein bisschen… Anhängsel… Aber das ist Geschmackssache. (Dafür mag ich Prologe, und die sind für viele andere ein NoGo! ;)

    Was ich klasse finde – und dabei hab ich inhaltlich ja leider so gar keine Ahnung worüber ich hier eigentlich rede… ;) – ist alles rund um Plotverwirrung… und was du Komplikationen nennst.
    Das hört sich richtig spannend an. Vielleicht sind ja deshalb die Worte in unendliche Höhen geschnellt?
    (Wobei…Nenn mich blutigen Anfänger, aber eine Rohfassung mit 200k? Finde ich irgendwie gar nicht sooo heftig. Davon ausgehend, dass etliches beim Überarbeiten rausfällt und du von 850 auf vielleicht 600 Seiten runterkürzt? Absolut im Rahmen!! (Meine Meinung… Aber ich liebe halt Bücher, die ich nicht nach 3 Std. durchgelesen habe…))
    Alles in allem hab ich das Gefühl, dass du ein bisschen zu kritisch mit dir selbst bist…
    Da hat man sein Werk ENDLICH!! fertig und das Wörtchen ENDE drunter gesetzt – und dann liest man sich durch… und ist entsetzt!
    Ganz ehrlich? Ich glaub das ist normal! Überarbeiten ist halt locker noch mal so viel Arbeit, und zwar nicht die „Kür“ beim Schreiben, aber ich bin sicher, ohne die „Pflicht“ wären manche unserer Lieblingsschreiber noch immer unbekannte NANO-Teilnehmer.
    (Patrick Rothfuss hat lange Jahre gebraucht bevor er sich mit der Königsmörder Chronik an die Öffentlichkeit traute…Wahrscheinlich war er mit seiner Rohfassung mindestens genau so unzufrieden wie du… :)
    Was ich sagen will:
    Ich glaub an dich!
    (Und ich will das Ding endlich lesen, damit ich wenigstens weiß worüber ich hier so schlau schwafele… *grinst*)
    Also Kopf hoch, Ärmel hochgekrempelt und dann mal nen Plan gemacht, was sich wie ändern muss, wo zu lang, wo zu kurz, etc.
    Jemand hat mir den Tip gegeben, schon mal nen Klappentext zu schreiben, und eine Kurzfassung, in der das Wesentliche drin steht (ohne jetzt gleich wieder der Perfektion zu verfallen). Und anhand dessen die Rohfassung zu überarbeiten.
    Ob´s funktioniert?
    *lacht* woher soll ich das wissen? Keine Ahnung! Soweit bin ich nämlich noch lange nicht…

    ;)

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    • Jery Schober schreibt:

      Großer Gott, Mädel, die Antwort ist ja länger als mein Post! Aber nicht aufhören *g*
      1. Schwerpunkt suchen – ok, ist notiert und sollte nicht allzu schwer sein, immerhin weiß ich noch, warum ich die Story angefangen hab und was mir am wichtigsten war.
      2. Kuscheliges Bärchen mit Gewaltneigung und 2 Gesichtsausdrücken („finster“ und „finsterer“), ständig schwankend zwischen „ich werde ihn erwürgen“ und „eigentlich mag ich ihn, aber trotzdem werde ich ihn umbringen, wenn er das noch einmal macht“ – jetzt, wo du es sagst, sehe ich da auch erstaunliche Parallelen zu Cara, bis hin zum Augenrollen. Nur beim roten Leder muss ich passen, als Junge hat er nicht so einen Modesinn und nimmt braunes.
      3. *prust* Du hast keine Ahnung, wie nah du mit der Aussage der ersten (bereits geschnittenen) Szene von HC2 kommst, in der er grad am Ertrinken ist *ggg*
      4. Das N in NC steht für Nebensache? Warum hat mir das keiner gesagt? Nie kriege ich die relevanten Memos. Und tschüssi, meine lieben NCs… *winkt*
      5. Endlich ist mal jemand meiner Meinung und sieht das gleiche Problem wie ich! Danke, jetzt geht’s mir besser :-) Ich denke, mit etwas umschreiben und *duckt sich vorsorglich* erweitern könnte es zu einem Höhepunkt werden. Ich hab Antagonist und Protagonist immerhin im gleichen Raum, nur reden sie irgendwie nicht miteinander, sondern gucken einander zu bei dem, was der andere macht. Nicht sehr spannend. Das ist neben einem Subplot, der ersetzt werden muss, meine größte Baustelle.
      6. Der Epilog IST ein Anhängsel, das hast du absolut richtig erkannt, und du hast ihn noch nicht mal gelesen. Du verstehst mich wirklich :-) Ich bin kein Freund von Prologen (zu oft welche gelesen, die Murks waren, gerade im Fantasy-Genre), dafür komme ich mit Epilogen gut klar. Ich les gern ein fluffiges Ende, wo ich den Charakteren Lebwohl sagen kann, und daher schreib ich das auch. Zumindest wird darin eine Frage geklärt, also ist es nicht nur „oh guck, da sind sie alle wieder auf einem Haufen, jetzt dürfen sie was trinken gehen“. Und natürlich die Weichen fürs nächste Buch gestellt ;-)
      Der Wordcount ergibt sich natürlich hauptsächlich aus meiner Vorliebe für „komplex ist nicht kompliziert genug“. Und meiner Tendenz zum Schwafeln. Das ist keine Tendenz mehr, das ist eine Grundeinstellung ;-) Du bist die erste, die bei über 200k nicht vor Entsetzen die Hände zusammenschlägt. Ich engagiere dich als meinen Motivationsguru *hugs*
      Klappentext hab ich schon ansatzweise, und das mit der Zusammenfassung ist keine blöde Idee, das probiere ich einmal. Nutzt’s nix, schad’s nix, wie man hier sagt. Kann ich wenigstens Exposé schreiben üben.

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  5. chickinwhite schreibt:

    Na prima! Dann nimmst du ja schon die erste Hürde mit Bravour…
    Ich freu mich, wenn dir mein Geschwafel irgendwie weiterhilft… Und ganz im Ernst, das mit der Zusammenfassumng probier ich auch gerade. Und dabei hab ich erst ein Drittel meines Romans. Aber ich glaube wirklich, es ist hilfreich und zeigt dir welche Nebenschauplätze nett – aber schlicht überflüssig sind, wo man sich (für mich schon beim Schreiben, für dich beim Überarbeiten) mehr ins Zeug legen muss und wo man die Zügel mal ein bisschen straffen muss, sonst galloppiert einem die Muse mit hochrotem Gesicht und entzücktem Kriegsgeschrei davon bevor man es selbst so richtig mitbekommt…
    In anderen Worten:
    … ich mach mal die 2. Flasche Schilcher auf…. *g*
    *winkt ganz lieb gen Süden*

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    • Jery Schober schreibt:

      Ich setz mich nächste Woche hin und versuche, mir eine Zusammenfassung aus den Fingern zu zutzeln. Bin schon neugierig auf die Erkenntnisse. Wir können dann Ergebnisse vergleichen und unseren inneren Kritiker mit Wein gefügig machen.
      Schilcher? *winkt zurück* Sagte hier jemand Schilcher? *rennt in die Küche, um die Flasche von gestern zu leeren*

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