NaNo 2014 – Ist es schon Zeit für die Panikattacke?

Was habe ich bis jetzt aus dem heurigen NaNo gelernt?

Über meine Charaktere:
Der Elf kann erstaunlich zurückhaltend flirten, wenn er sich Mühe gibt. Und er mag keine Rosinen.
Der Dieb weiß nicht, wann er die Klappe halten sollte. Er kann dafür schnell rennen.
Der Soldat ist ein begnadeter Kartenspieler. Er mag Rosinen.
Der Bösewicht ist nie in der Stadt.

Über meinen Plot:
Magie ist bei Geburtskomplikationen hilfreich.
Canapés schießen beim Essen schon mal quer über den Tisch.
Wenn man ein Pferd stiehlt, sollte man es nicht in der Stadt verkaufen, in der es gestohlen wurde.
Wenn man ein Pferd stiehlt, sollte man eine Begegnung mit dem Besitzer vermeiden. Unbedingt. Es endet sonst in einer stürmischen Nacht in einer dunklen Gasse… eigentlich war es ein Hinterhof. Bei Windstille.
„Fass nichts an“ inkludiert das Spielen eines Musikinstruments.

Über mein Schreibverhalten:
Es ist möglich, täglich zu schreiben, aber oft sehr schwer. Bis jetzt war es mir an zwei Tagen nicht möglich, und davon war nur einer, wo das Hirn zu matschig war, um etwas zu produzieren (der andere war eine private Feier). An den anderen Tagen produzierte das Hirn oft genug nichts Gescheites, aber es produzierte. Überarbeiten kann ich später immer noch.

Ich mache wie bei jedem Buch und jedem NaNo das gleiche Wellental durch:
Ich hasse mein Buch.
Ich hasse meinen Plot.
Ich kann meinen Plot nicht hassen, weil ich keinen Plot habe.
Ich hasse mich, weil ich mir keinen Plot ausdenken kann, der Hand und Fuß hat. Mein Plot ruht auf 2 Zehen und einem kleinen Finger. Wenn überhaupt.
Ein paar Charaktere sind nicht so übel.
Ich mag meine Charaktere.
Ich mag alle Charaktere. Auch die schwierigen.
Gerade die schwierigen.
Ich liebe meine Charaktere.
Ich liebe die Szene, die ich gerade schreibe.
Vielleicht ist das Buch doch nicht so schlecht.
Vielleicht muss ich nicht alles umschreiben. Nur 50 %.
Machen wir daraus 75 %.
Die Szene ist furchtbar. Wer beschreibt schon einen Charakter beim Aussortieren von Rosinen, nur um irgendwas zu schreiben?
Ich hasse mein Buch.

Und der Zyklus beginnt von vorne…

Man gewöhnt sich daran. Der wahre Wahnsinn ist ja, dass ich mir das freiwillig und unentgeltlich antue. Seit Jahren. Was stimmt nicht mit mir? (Und nein, ich will keine Antwort darauf.)
Da ich ausnahmsweise nicht so schlecht im Rennen liege, lässt die Panikattacke auch noch auf sich warten. Sie kommt schon noch…
SONY DSCGeschriebene Wörter: 38.233
Noch zu schreibende Wörter: 11.767
Projekte: 3 (1 Kurzgeschichte, 1 Szene der Romance, alles andere Fantasy)
Tage, die im NaNo vergangen sind: 20
Tage, an denen ich geschrieben habe: 18

Dann mal auf in den Endspurt, es warten noch ein paar tausend Wörter darauf, geschrieben zu werden.
Dazu kommt noch der Einleitungstext für den traditionellen Kalender, den der Schober’sche Haushalt zu Weihnachten verschenkt. Diese Kleinigkeit von Text kostet mich meistens mehr Zeit als ein ganzes Kapitel eines Romans, was hauptsächlich daran liegt, dass ich nie weiß, was ich schreiben soll. Gibt’s einen NaNo für Kalendertexte? Oder eine Selbsthilfegruppe?

Falls jemand noch ein Weihnachtsgeschenk braucht – wir geben was von der streng limitierten Auflage zum Selbstkostenpreis ab :-)

Jery

Über Jery Schober

author translator editor daydreamer Übersetzt Romane, schreibt Fantasy, liest querbeet und malt unerfolgreich.
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12 Antworten zu NaNo 2014 – Ist es schon Zeit für die Panikattacke?

  1. chickinwhite schreibt:

    Ganz ehrlich? Di bist mein Held in diesen Tagen! NaNo ist etwas sehr Spezielles, und ich denke, Deine Zusammenfasssung (oops, hat das Ding drei sss? oder bin ich einfach am.. hazullinieren??…) trifft es ziemlich genau! (-und macht nebenbei den besten Klappentexten echte Konkurrenz.*grinst*)
    Bezeichnend:
    „Ein paar Charaktere sind nicht so übel.
    Ich mag meine Charaktere.
    Ich mag alle Charaktere. Auch die schwierigen.
    Gerade die schwierigen.
    Ich liebe meine Charaktere.“ – Ok, ich hätte hier geschrieben : Ich hasse sie!!!!“
    Aber unabhängig davon:
    YEP! NaNo scheint einen wirklich auf so manche Grundtendenzen zurückzuwerfen…
    Ich werde erst nach November dazu etwas sagen…. Bis dahin hoffe ich irgendwie diesen (komplett durchgeknallten, völlig unnötigen, manchmal zutiefst verwirrenden und meistens echt chaotischen) Zustand zu überstehen und dann … DANN schaun wir mal ;)
    Oh, und ich finde immer noch, Helden die Rosinen zählen haben was.. ;)

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    • Jery Schober schreibt:

      Hach, ich bin jemandes Held *hug* You made my day, honey.

      Ich bin gespannt auf deinen Post-NaNo-Bericht. Wart nur ab, du wirst deine Charaktere schon noch zu lieben beginnen, so nach 100-120k… falls nicht – jeder Charakter ist austauschbar. Damit „motiviere“ ich meine, wenn sie mal wieder rumzicken. Wobei sie darauf bestehen, dass es kein „Gezicke“ ist, sondern berechtigte Bedenken gegen Plotentwicklungen *pfff*

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  2. para68 schreibt:

    Ich finde Helden, die Rosinen zählen / sortieren gar nicht schlecht. Das ist mal etwas anderes. Sonst sind die Protagonisten entweder Gourmets oder Barbaren. Hier sehe ich dagegen normales Essverhalten. :-)

    Deine ganzen Zweifel durchlebe ich dieses Jahr das erste Mal in ähnlicher Form. Zeitweise zweifle ich am Sinn der ganzen Aktion, weil ich kein Pantser bin, meine Muse mich aber zwingt, auf diese Art zu schreiben. Okay, ich kenne das Ende, den Showdown. Aber wie ich dahin komme, davon hatte ich die meiste Zeit über nur wenig Ahnung. Ich fürchte, dass der ganze Mittelteil ziemlich langweilig ist, weil ich wegen des vorher nicht geplanten Plots zu viel ins Schwafeln gekommen bin. Wahrscheinlich muss ich auch mindestens 40% streichen und vom Rest 70% umschreiben. :-(

    Das nächste Mal hält sich meine Muse entweder an unseren Plan, oder sie darf beim NaNo nicht mitmachen.

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  3. wiesenirja schreibt:

    Hört sich gut an. Hoffentlich kann man das irgendwann lesen! :-)

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  4. wiesenirja schreibt:

    Das NaNo-Feeling ist einfach gut beschrieben! Sehr gut beschrieben. Kommt sehr bekannt vor …
    Rein neugierhalber: Was ist das eigentlich für ein Kalender?

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    • Jery Schober schreibt:

      Wir lassen jedes Jahr als Weihnachtsgeschenk einen A3-Farbkalender mit einer Auswahl unserer Fotos in der Druckerei unseres Vertrauens herstellen. Oft gibt es Bilder vom Urlaub (Südafrika, England, Prag, Toskana), wenn wir keine Reise unternommen hatten, graben wir im Fundus und stellen was thematisch Passendes zusammen, zB „Sea & See“. Für 2015 gibt es Makroaufnahmen von Blumen, eine sehr bunte Angelegenheit.

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